***Genre Themen Woche Krimi/Thriller***📚
Heute beginnen die Genre Themen Wochen mit dem Genre " Krimi/Thriller.
Ich werde euch Einblicke in die verschieden Genres geben mit Autoren Interviews , Leseproben, Rezensionen uvm...
**Silke Ziegler**
**Autoreninterview**
1.Wie würdest du dich in 3 Worten beschreiben?
-
2.Was macht für dich einen perfekten Lesetag aus?
Mit zwei Kindern, einem Hund und einem Teilzeitjob
gibt es den perfekten Lesetag für mich eigentlich nur im Urlaub: Auf einer
Liege am Strand oder Pool, einen spannenden Krimi, dem ich mich ohne
Unterbrechung stundenlang widmen kannJ.
Ich bin Schnellleserin, d.h. ein 500 Seiten-Buch habe ich normalerweise in 3-4
Tagen durch. Ein Buch über mehrere Wochen häppchenweise lesen geht für mich
überhaupt nicht. Das wäre so, als ob ich einen Film alle fünf Minuten
unterbreche.
3. Wie kamst du zum Bücher schreiben?
2013 hatte ich aus Unzufriedenheit und Unterforderung
einen 450 €-Job gekündigt, während ich eigentlich noch in Elternzeit war. Da
ich lange nach einem ordentlichen Teilzeitjob suchen musste, kam mir in der
Zwischenzeit die Idee, selbst mal ein Buch zu schreiben, da ich schon immer
sehr gerne lese und es mich gereizt hat, selbst einmal zu bestimmen, wie die
Handlung vorangeht. Kurz darauf war ich mit meiner Familie in Südfrankreich im
Urlaub, wo mir die Idee zu meinem ersten Krimi „Tödlicher Verrat“ kam, in dem
es um einen Serienmörder geht, der Prostituierte umbringt. Die Frauen haben wir
bei einem Ausflug am helllichten Tag an einer Nationalstraße stehen sehen.
Meine Befürchtung war am Anfang, dass die Geschichte
vielleicht nach 50 Seiten zu Ende erzählt sein könnte. Als letztlich 580 Seiten
daraus wurden, war mir dann aber klar, dass der Umfang „buchgerecht“ ist.
4. Weshalb schreibst du unter keinem Pseudonym?
Ich schreibe nicht unter Pseudonym, da es mich
unglaublich glücklich macht, meinen Namen auf einem Buchdeckel zu lesen.
Manchmal kann ich es immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich Verlage
gefunden habe, die meine Manuskripte „druckenswert“ fanden/finden. Da meine
ersten drei Bücher in Frankreich spielen, wäre natürlich ein französischer Name
naheliegend gewesen, aber ich möchte mich nicht hinter einem toll klingenden
Namen verstecken. Wenn meine Leser meine Bücher kaufen, können sie wissen, wer
sich dahinter verbirgt. Ich glaube nicht, dass der Name eines Autors
ausschlaggebend für die Qualität des Buchs ist.
5. Warum schreibst du gerade dieses Genre? Ist es auch das,dass du selbst gerne liest?
Ich schreibe Krimis/Thriller, die immer auch eine dazu
passende Love Story enthalten. Meine ersten drei Bücher spielen in Frankreich,
weil ich ein großer Fan dieses Landes bin. Allerdings spielt mein viertes Buch
erstmals in meiner Heimatstadt, d.h. es muss nicht immer Frankreich sein.
Zum Großteil lese ich selbst Thriller/Krimis, oft auch
mit Love Story. Z.B. Karen Rose, Sandra Brown, Nora Roberts. Ich liebe
spannende Geschichten, die einem aber auch ans Herz gehen, also mit viel
Gefühl. Ab und an versuche ich auch mal andere Genres.
Fantasy und reine Liebesgeschichten lese ich überhaupt
nicht. Auch diese ganze Erotikwelle geht komplett an mir vorbei, weil es mich
nicht interessiert.
6. Wenn du könntest würdest du dann auch mal ein anderes Genre ausprobieren wollen, wenn ja welches?
Theoretisch ja, wenn ich die entsprechende Geschichte
im Kopf hätte. Momentan ist das aber nicht der Fall. Es ginge dann wohl in
Richtung Liebesdrama, evtl. eine Art Familiensaga.
7. Hast du noch einen anderen Beruf wenn ja welchen oder ist das Schreiben dein Hauptberuf?
Ich bin gelernte Finanzassistentin, arbeite aber seit
drei Jahren an der Universität in Heidelberg.
8. Wie lange schreibst du schon und wie viele Bücher gibt es schon von dir?
Ich schreibe seit 2013. Momentan gibt es drei Bücher
von mir:
„Tödlicher Verrat“,
Südfrankreich-Krimiromanze, Monogramm Verlag, Okt. 2014
„Am Ende der
Unschuld“, Paris-Krimiromanze, Bookshouse, April 2016
„Im Schatten
des Sommers“, Südfrankreich-Krimiromanze, Grafit, Juli 2016
„Die Nacht der
tausend Lichter“, Krimi, Grafit, ab April 2017
Qualität des Buchs ist.
Qualität des Buchs ist.
5. Ich schreibe Krimis/Thriller, die immer auch eine dazu
passende Love Story enthalten. Meine ersten drei Bücher spielen in Frankreich,
weil ich ein großer Fan dieses Landes bin. Allerdings spielt mein viertes Buch
erstmals in meiner Heimatstadt, d.h. es muss nicht immer Frankreich sein.
Zum Großteil lese ich selbst Thriller/Krimis, oft auch
mit Love Story. Z.B. Karen Rose, Sandra Brown, Nora Roberts. Ich liebe
spannende Geschichten, die einem aber auch ans Herz gehen, also mit viel
Gefühl. Ab und an versuche ich auch mal andere Genres.
Fantasy und reine Liebesgeschichten lese ich überhaupt
nicht. Auch diese ganze Erotikwelle geht komplett an mir vorbei, weil es mich
nicht interessiert.
6. Theoretisch ja, wenn ich die entsprechende Geschichte
im Kopf hätte. Momentan ist das aber nicht der Fall. Es ginge dann wohl in
Richtung Liebesdrama, evtl. eine Art Familiensaga.
7. Ich bin gelernte Finanzassistentin, arbeite aber seit
drei Jahren an der Universität in Heidelberg.
8. Ich schreibe seit 2013. Momentan gibt es drei Bücher
von mir:
„Tödlicher Verrat“,
Südfrankreich-Krimiromanze, Monogramm Verlag, Okt. 2014
„Am Ende der
Unschuld“, Paris-Krimiromanze, Bookshouse, April 2016
„Im Schatten
des Sommers“, Südfrankreich-Krimiromanze, Grafit, Juli 2016
„Die Nacht der
tausend Lichter“, Krimi, Grafit, ab April 2017
Ein weiterer
Südfrankreichkrimi liegt noch ungeprüft beim Verlag, ohne konkretes Veröffentlichungsdatum
9.Liest du deine Bücher auch außerhalb des Schreibprozesses?
Ich lese die Bücher in Printform, sobald ich sie vom
Verlag bekomme. Einmal muss ich das Buch lesen wie ein normaler LeserJ. Wobei ich das
natürlich trotzdem nicht bin. Ansonsten habe ich die Bücher ganz vereinzelt
gelesen, wenn mir gerade danach war, jedes Buch aber maximal einmal.
10.Was möchtest du deinen bzw. meinen Lesern gerne mit auf den weg geben?
Ich möchte mich ganz herzlich für Euer Interesse an
meiner Person und meinen Büchern bedanken. Vielleicht konnte ich bei dem einen
oder anderen Interesse wecken, denn ich freue mich immer über NeuleserInnen.
Und noch mehr freue ich mich über ehrliche Rückmeldungen! Auch bei Dir, liebe
Shari, möchte ich mich ganz ganz herzlich für Deine Bemühungen und Dein
Interesse bedanken. Das ist es auch, was ich am Schreiben liebe: Man lernt so
viele nette Menschen kennen!
**Buch Vorstellung**
*Klappentext*
Sophia Mildner erhält einen Anruf der französischen Polizei. Bei einem Autounfall ist ein bislang nicht identifizierter Mann schwer verletzt worden. Er hat tiefe Schnittwunden am Oberkörper und trägt ein altes Foto bei sich: Die Frau darauf ist niemand anderes als Sophias Mutter. Nach über zwei Jahrzehnten hat sich damit eine Spur ergeben, die das ungeklärte Verschwinden von Sophias Familie aufklären könnte. Sie bricht an die südfranzösische Küste auf und gerät sofort mit dem ermittelnden Polizisten Nicolas Rousseau aneinander. Dabei verbindet die beiden mehr, als sie ahnen ... Ein packender Fall und eine bewegende Liebesgeschichte vor der atemberaubenden Kulisse Südfrankreichs!
*Link*
**XXL Leseprobe**
Prolog
Freitag, 7. August 1992
Argelès-sur-Mer
„Bitte,
Sophia!“ Carine Mildner öffnete die hintere Autotür und blickte ihre Tochter
flehentlich an.
Doch Sophia
wandte demonstrativ den Kopf ab, während sie ihre Lippen fest
aufeinanderpresste. Unschlüssig stand ihre Mutter neben dem Wagen und schien
nachzudenken. Schließlich öffnete sie erneut den Mund, um ihre
Überredungskünste einzusetzen.
„Carine, kommst
du?“ In einiger Entfernung drehte sich Sophias Vater um und sah seine Frau
abwartend an. Diese ließ ihren Blick unsicher zwischen Mann und Tochter hin-
und herwandern.
„Na schön“,
seufzte sie letztlich, drückte den Verriegelungsknopf auf Sophias Seite
herunter und schlug enttäuscht die Autotür zu.
Nach einem
weiteren kurzen Zögern wandte sie sich ab, um ihrem Mann und Sohn in den Intermarché zu folgen.
Langsam
drehte Sophia den Kopf und schaute ihrer Mutter wütend hinterher, die schweren
Schrittes auf den Supermarkt zusteuerte. Da die hinteren Scheiben des Wagens
getönt waren, konnte sie sicher sein, dass ihre Mutter den Blick nicht erkennen
konnte. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Sophia, wie ihr zweijähriger
Bruder Frederick, sich immer wieder von der Hand seines Vaters losriss und
davon rennen wollte. Zögernd folgte Sophias Mutter den beiden in etwa zwanzig
Meter Entfernung. Mürrisch ließ Sophia den Blick über den weitläufigen
Parkplatz schweifen. Kaum ein halbes Dutzend Fahrzeuge standen vor dem
Einkaufszentrum. Kein Wunder, dachte Sophia genervt, während sie auf ihre Uhr
blickte. Kurz vor acht. Wer sonst stand in den Sommerferien um diese Zeit auf?
Gelangweilt
verfolgte sie, wie ihre Mutter nur wenige Sekunden nach ihrem Vater und Frederick
an einem grünen Transporter vorbeiging und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Verärgert kaute Sophia auf ihrer Unterlippe. Warum mussten sie unbedingt heute
nach Perpignan fahren?
Nachdem
ihre Mutter gestern Nachmittag einiges erledigen wollte, während Sophia mit
Papa und Frederick den Strand von Argelès näher in Augenschein genommen hatte,
war sie abends relativ spät in das Ferienhaus zurückgekehrt, um freudestrahlend
zu verkünden, morgen mit der ganzen Familie einen Ausflug nach Perpignan
unternehmen zu wollen.
Obwohl
Sophia sie mehrmals eindringlich gebeten hatte, den Ausflug zu verschieben, und
auch ihr Vater sie unterstützte, da er meinte, die Stadt liefe schließlich
nicht davon und der Urlaub habe doch gerade erst begonnen, war Mama nicht von
ihrem Plan abzubringen gewesen. Natürlich hatte Sophia ihr nicht den wahren
Grund genannt, warum sie heute unbedingt wieder an denselben Strand wie gestern
wollte. Der ging schließlich weder ihre Mutter noch ihren Vater etwas an.
Immerhin war sie schon elf Jahre alt! Ihre Eltern mussten nicht alles wissen.
Sie dachte an den braungebrannten Jungen, der
sie gestern angesprochen
hatte, als sie mit Frederick am Wasser spielte. Ganz fasziniert hatte er sie
angestarrt, bevor er sie schließlich fragte, was sie mit ihren Haaren
angestellt hätte. Irritiert hatte Sophia den Jungen gemustert, da sie nicht
gleich verstand, was er überhaupt meinte. Er hatte rabenschwarze, lockige Haare
und ebenso dunkle Augen. Als er sie anlachte, blitzten seine weißen Zähne auf,
die die dunkle Haut noch stärker betonten. Verunsichert fasste sie sich an ihr
Haar und fragte ihn, was er meine.
„Sie sehen
aus, als ob sie brennen“, antwortete er grinsend.
Genervt
verzog sie das Gesicht, während sie Frederick betrachtete, der gerade dabei
war, seine selbst gebaute Sandburg zu zerstören.
„Sie sind
rot“, entgegnete sie schnippisch. Was sollte die blöde Frage? Okay, in ihrer
Klasse war Sophia die einzige mit dieser Haarfarbe. Aber Ralf aus der 7a, der
hatte auch rote Haare. Na ja, vielleicht eher orange. Seine ähnelten der Farbe
von Karotten, während ihre tatsächlich den züngelnden Flammen eines Lagerfeuers
glichen.
„Sie sind
schön. Ich habe noch nie solche Haare gesehen“, erwiderte der Junge verlegen.
Geschmeichelt
von seinen Worten musste Sophia dann gegen ihren Willen doch lächeln. Irgendwie
hatte er eine nette Art an sich. Danach zeigte er Frederick, wie man einen
halbwegs funktionierenden Staudamm baut, bevor er sich schließlich nach einer
halben Ewigkeit von ihnen verabschiedete, weil er nach Hause musste. Nachdem er
ihr die Münze geschenkt hatte.
Nachdenklich betrachtete Sophia ihren
Daumennagel und zupfte unruhig an einem Stück Haut. Zum Abschied hatte der
Junge ihr zugewinkt und gefragt, ob sie am nächsten Tag wieder an den Strand
käme. Ihre erste Verabredung. Abwesend blickte Sophia aus dem Fenster. Obwohl
sie ihn nicht gefragt hatte, schätzte sie, dass er zwei oder drei Jahre älter
als sie war. Immerhin durfte er bereits allein an
den Strand. Davon konnte sie nur träumen. Verächtlich stieß Sophia den Atem
aus.
Ein Ausflug
nach Perpignan! Frederick war noch viel zu klein, als dass ihn irgendetwas
anderes als Burgenbauen und das Herumtollen im Wasser interessieren würde. Auch
ihr Vater schien sich eher auf einige ruhige Tage am Meer eingestellt zu haben,
an denen er endlich mal dazu käme, ein gutes Buch zu lesen, anstatt bei diesen
Temperaturen die heißeste Stadt Frankreichs zu besuchen. Doch ihre Mutter hatte
eben mal wieder ihre eigenen Pläne. Wütend lehnte Sophia den Kopf an die kühle
Scheibe und überlegte. Gestern Abend hatte sie beschlossen, kein Wort mehr mit
Mama zu reden. Geschah ihr ganz recht. Schließlich war sie kein kleines Kind
mehr, das sich immer dem Willen seiner Eltern beugen musste. Sollte ihre Mutter
doch allein nach Perpignan fahren.
Sobald sie
zurückkäme, würde Sophia ihr mitteilen, dass sie ins Ferienhaus zurückwollte.
Ihre Mutter konnte nicht einfach über sie bestimmen, wie es ihr gefiel,
schließlich war sie schon fast erwachsen, anders als Frederick. Bestimmt ließ
sich der Junge vom Strand auch nichts mehr von seinen Eltern sagen.
****
1
Sonntag, 29. Mai 2016
In der Nähe
von Argelès-sur-Mer
Genervt
drehte sich Heike Hohlmann zu ihren Kindern um und bemühte sich um einen
ruhigen Tonfall. „Wir sind vor zehn Minuten losgefahren. Das bedeutet, dass wir
noch etwa elf Stunden Fahrt vor uns haben. Daher braucht ihr nicht alle zwei
Minuten fragen, wann wir endlich da sind.“
Da sie sich
vorsichtig wieder zurücksetzte, während sie sich müde mit der Hand über ihre
Stirn fuhr, bemerkte sie den verschwörerischen Blick ihres siebenjährigen Sohns
Christoph nicht, den dieser seiner Zwillingsschwester Samira zuwarf.
„Was für
eine Hitze“, stöhnte Heike.
„Vielleicht
hätten wir doch schon gestern Nacht losfahren sollen“, pflichtete ihr Mann ihr
bei, während er konzentriert auf die Fahrbahn blickte.
„Ja,
vielleicht. Aber eigentlich waren wir doch zu dem Schluss gekommen, nicht
übermüdet in die Nacht zu fahren.“
„Nicht mehr
lange, bis wir die Autobahn erreicht haben“, erklärte Frank Hohlmann seiner
Frau, während er einen roten Renault überholte, der mit Tempo fünfzig über die
Nationalstraße ruckelte.
Heike
lehnte ihren Kopf an die kühle Scheibe der Beifahrertür. Noch ein Tag, bevor
ihr nervenaufreibender Alltag wieder begann. Nach einem äußerst entspannten
Südfrankreichurlaub endeten heute die Pfingstferien. Heike seufzte leise,
während die Zwillinge auf dem Rücksitz erneut begannen, sich um ein Buch zu
streiten, dass Christoph gestern angeblich seiner Schwester geschenkt hatte.
Natürlich konnte er sich heute nicht mehr daran erinnern, insbesondere, da
Samira gerade damit beginnen wollte, es zu lesen. Unauffällig warf Heike ihrem
Mann einen kurzen Blick zu. Auch Frank hatte sich die letzten Tage erholen
können, sein Gesicht war sonnengebräunt, die Sorgenfalten, die sich im Laufe
der Jahre auf seiner Stirn gebildet hatten, schienen wie ausgebügelt. Es war
ihr erster Urlaub seit fünf Jahren gewesen. Und sie hatten ihn bitter benötigt.
Als der
Lärm abermals auf ein unerträgliches Maß anschwoll, drehte sie sich erneut
genervt um, um die Zwillinge zu ermahnen. Mit Unschuldsmienen erwiderten die
beiden den wütenden Blick ihrer Mutter und verzogen gleichzeitig ihre kleinen
Münder zu einem harmlosen Lächeln.
Als Heike
gerade ansetzen wollte, die Kinder zu etwas Ruhe anzuhalten, ertönte plötzlich
ein lauter Schlag, der den ganzen Wagen zum Erzittern brachte.
„Scheiße!“
Die entsetzte Stimme ihres Mannes wurde nur vom unangenehm schrillen Quietschen
der Bremsen übertönt. Die Zwillinge verstummten schlagartig, während Heike
durch das abrupte Anhalten in ihrem Sitz herumgerissen wurde. Der
Sicherheitsgurt schnitt tief in die Haut ihres Halses und schnürte ihr für
einen kurzen Moment die Luft ab. Während sie
hastig den Gurt lockerte, drehte sie sich entsetzt zu ihrem Mann. „War das ein
Tier?“ Ihre Stimme zitterte.
Endlich kan
der Wagen am Straßenrand zum Stehen. Die Stille, die sich nach dem Abschalten
des Motors ausbreitete, wirkte gespenstisch.
Frank
Hohlmann war leichenblass und saß für einen Augenblick wie erstarrt in seinem
Sitz.
„War das
ein Tier?“, wiederholte Heike ihre Frage eindringlich. Mit zusammengekniffenen
Augen schaute sie in den Seitenspiegel. Doch sie erkannte nur schemenhaft etwas
am rechten Rand der Route Nationale liegen, etwa hundert Meter hinter
ihnen.
Mit
reglosem Blick schüttelte Frank seinen Kopf.
„Was war
das, Frank?“, flüsterte Heike heiser.
„Ein …
Mensch“, stammelte er leise. „Ein Mann.“
„Du hast
einen Mann überfahren?“, erwiderte sie schrill.
„Er …“,
Frank versagte die Stimme, „… er war plötzlich da. Ich habe ihn nicht gesehen.“
Er brach ab. „Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Die Kinder, der Krach,
verdammt!“ Ein lauter Knall ertönte, als er mit seiner Faust auf das Lenkrad
schlug.
Während er
sich die Augen rieb, wandte er sich an seine Frau. „Ruf die Polizei und den
Notarzt. Ich gehe nachschauen, was mit …“ Mit einem Rückblick auf die Kinder
verstummte er. „Ich sehe nach, was ich tun kann.“
Nachdem
Frank den Wagen verlassen hatte, öffnete Heike mit zitternden Händen das
Handschuhfach, in dem sie den Reiseführer vermutete. Erleichtert holte sie ihn
heraus und begann zu blättern. Wie erhofft waren sowohl die Nummer des
Notarztes als auch der Polizeinotruf aufgeführt. Nachdem sie die Kinder erneut
ermahnt hatte, sich ruhig zu verhalten, wählte sie nervös die Nummer und suchte
in Gedanken verzweifelt nach den verbliebenen Brocken Französisch, die aus dem
Jahrzehnte zurückliegenden Schulunterricht in irgendeiner hinteren
Gehirnwindung auf ihre Wiederbelebung warteten.
***
2
Argelès-sur-Mer
„Bonjour,
Papa!“ Freudestrahlend stürmte Lisa in das Zimmer. Als Nicolas Rousseau hinter
seiner Schwester eintrat, erblickte auch er seinen Vater, zusammengesunken auf
einem Stuhl in der linken Ecke des Raumes, die von der Morgensonne hell
erleuchtet wurde. Trotz der frühen Stunde war die aufsteigende Wärme schon zu
spüren.
„Bonjour.“
Nicolas nickte seinem Vater leicht zu, während Lisa bereits die Arme um den
Nacken des älteren Mannes geschlungen hatte und ihn liebevoll an sich drückte.
Schweigend beobachtete Nicolas die Szene, die ihm einen leichten Stich
versetzte. Nach all den Jahren schaffte Lisa es immer noch, ihn mit ihren
unregelmäßig auftretenden Gefühlsausbrüchen zu überraschen. Wehmütig
beobachtete er das kleine schwarzhaarige Energiebündel, das ihrem Vater mit der
Hand gerade zärtlich über die Wange fuhr.
„Komm,
Nici, gib ihm die Hand“, forderte sie ihren Bruder mit vorwurfsvoller Miene
auf.
Seufzend
näherte er sich den beiden und berührte seinen Vater vorsichtig am Oberarm.
„Wie geht es dir, Papa?“ Abwartend sah Nicolas ihn an. Er hatte den Eindruck,
dass der rechte Mundwinkel des älteren Mannes heute noch weiter als sonst
herunterhing. Oder bildete er sich das nur ein?
Mit der
linken Hand kratzte ihr Vater sich vorsichtig an seinem Kinn. Aufmerksam
verfolgte Lisa jede seiner Bewegungen. Da die Augen von Jacques Mareaux sich
unablässig hin und her bewegten und nicht eine Sekunde verharrten, beschlich
Nicolas das ungute Gefühl, er sei heute noch unruhiger als gewöhnlich.
„Ah“,
brummte dieser, während er mit dem Kopf auf und ab wippte.
Lisa, die
halb auf die Stuhllehne neben ihrem Vater rutschte, lächelte glückselig,
während Nicolas die Tür zum Balkon öffnete und kurz durchatmete, als er ins
Freie trat. Obwohl sich ihre Besuche am frühen Sonntagmorgen zu einer Art
Ritual eingebürgert hatten, fühlte er sich in den ersten Minuten immer wieder
aufs Neue beklommen. Lisa dagegen schien die Situation nicht im Geringsten zu
beunruhigen. Obwohl seine Schwester wesentlich stärker an ihrem Vater hing als
er, zeigten Nicolas ihre unterschiedlichen Reaktionen doch, dass sie erheblich
besser mit den schwierigen Umständen zurechtkam als er. Vielleicht lag es auch
einfach an ihrer unbekümmerten Art, die Dinge so zu nehmen, wie sie waren.
Nicht immer zu grübeln, zu hinterfragen, vom Schlimmsten auszugehen.
Während er auf dem Balkon die Ausläufer der
Pyrenäen betrachtete, die sich bis kurz vor das Pflegeheim ausdehnten, spürte er,
wie er langsam zur Ruhe kam. Nicolas atmete tief durch und genoss für einen
kurzen Moment die Wärme, die sein Innerstes so selten erreichte. Schon immer
war Lisa die Gefühlsbetontere der Geschwister gewesen, was sicher auch an ihrer
Besonderheit lag. >Besonderheit<, so nannte Nicolas heimlich die
Behinderung seiner Schwester. Für ihn wurde sie nämlich durch ihr Downsyndrom
tatsächlich zu etwas ganz Kostbarem. Ihre liebenswürdige Art, ihr herzliches
Verhalten anderen gegenüber, das war eine Gabe. Doch ihm war auch klar, dass
ihr dieses Geschenk sehr leicht zum Verhängnis werden konnte. Nicht jeder
wusste schließlich solch besondere Menschen zu schätzen. Durch seine jahrelange
Erfahrung als Polizeibeamter war ihm nur allzu gut bekannt, wie viele kranke Menschen
bestens getarnt die Gesellschaft unterliefen, unsichtbar für Laien, nur darauf
wartend, bis sie ihre abartigen Neigungen endlich ausleben konnten. Und seine
gutmütige Schwester wäre eine leichte Beute. Nein, Lisa war ein kostbares Gut,
was es ein Leben
lang zu beschützen galt, auch wenn sie nur acht Jahre jünger war als er.
Die
Tatsache, dass ihr Vater nach einem Schlaganfall, der nunmehr schon länger als
zwanzig Jahre zurücklag, nicht mehr für seine Tochter sorgen konnte, machte das
Leben für Nicolas und seine Mutter nicht eben einfacher. Doch er wollte sich
nicht beklagen. Schließlich hatte er schon mehr als genug gescheiterte
Existenzen, zerstörte Lebensträume und kaputte Hoffnungen gesehen.
„Nici.“ Die
Stimme seiner Schwester riss ihn aus seinen Grübeleien.
Eilig
drehte er sich um und beobachtete seinen Vater, der mit kleinen, wackligen
Schritten ins Freie trat. Lisa folgte ihm, in den Händen ein silbernes Tablett
mit einer Kaffeekanne und drei Tassen.
Hastig
rückte Nicolas für seinen Vater einen Stuhl zurecht, bevor seine Schwester sich
ebenfalls setzte und die Croissanttüte öffnete.
„Was ist?“
Sie blickte ihn unter ihren langen Wimpern an.
Doch er
schüttelte nur leicht den Kopf und zog sich den dritten Stuhl heran.
„Nächste
Woche spielen wir gegen Elne“, sprudelte Lisa los, während sie zerstreut ein
Croissant zerpflückte.
Ihr Vater drehte sein Gebäckstück mehrmals um
die eigene Achse und betrachtete es aus zusammengekniffenen Augen. Während
Nicolas ihn beobachtete, spürte er Ungeduld in sich aufsteigen. Am liebsten
hätte er seinem Vater das Croissant aus der Hand genommen. Doch er riss sich
zusammen und konzentrierte sich stattdessen auf seine Schwester, die gerade
stolz von ihrem Fußballtraining erzählte. Gegen seinen Willen musste er
schmunzeln. Seit fünf Jahren schon trainierte er Lisa und ihre Teamkollegen,
die erste Mannschaft in der Region, die komplett aus Menschen bestand, die das
Downsyndrom hatten. Seit einiger Zeit hatten sich in den umliegenden Städten
ähnliche Vereine gebildet, sodass es hin und wieder zu Freundschaftsspielen
zwischen den Teams kam. Ein solches stand in der nächsten Woche an.*Meine Meinung*
Was Sophia's Familie im Urlaub wiederfahren ist , würde man so keinem Wünschen.20 Jahre später reist sie nach einem Anruf wieder nach Südfrankreich und geht dem mysteriösen Verschwinden Ihrer Familie auf die Spur.
Mich hat die Geschichte sofort mitgerissen, und ich habe sie an einem Wochenende verschlungen.
Es sind toll ausgearbeitete Charaktere die in einer spannend verpackten Story die perfekte Mischung ergeben.
Vielleicht konnte ich euch nun Lust auf einen unterhaltsamen Krimi machen <3
Viel Spaß beim Lesen!
XOXO Eure Frl. Wundervoll
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